Klassiker? Echt jetzt? Freiwillig?
Wie kommen zwei Literaturkurse unabhängig voneinander dazu, sich für einen Klassiker als Basis für ihre Aufführungen zu entscheiden? Denn die Aufführungen am 12. und 13. Juni zeigten selbst adaptierte Versionen von Stücken, die im 18. (Nathan der Weise von Gottfried Ephraim Lessing) und 17. Jahrhundert (Hamlet von William Shakespeare) aufgeführt wurden. Verwunderlich und doch glasklar: beide Stücke basieren auf Ideen, die universell sind und in der heutigen Zeit aktueller denn je.
Der Gaza-Krieg führt uns mal wieder die Notwendigkeit der friedlichen Koexistenz alle Religionen vor Augen, um die sich der Jude Nathan im Stück so arg bemüht (Enter: Nathan to go), und wer sucht heute nicht wie Hamlet etwas verzweifelt nach einer verlässlichen Grundlage für die richtige Entscheidung (Enter: Hamlet und ich).
Das zahlreich erschienene Publikum sah zwei Stücke, die durch Mark und Bein gingen, und das im besten aller Sinne. Die beiden Ensembles von Frau Bauer und Herrn Pruns zeigten eindrucksvoll, welche schauspielerischen Fähigkeiten sie im Laufe des Schuljahres erworben hatten, und regten mit ihrem umsichtigen Spiel zum Nachdenken an: Welchen Beitrag kann ich selbst für das erfolgreiche Zusammenleben der Kulturen und Religionen leisten und welches Weltverständnis taugt wirklich als Grundlage für meine Entscheidungen? Alle, die mit Nathan und Hamlet und den beiden Literaturkursen mitgefiebert haben, haben vielleicht noch keine endgültigen Antworten auf diese Frage. Aber sie haben die diesbezüglich wegweisende Kraft großer Literatur erleben können!
S. Bauer