Forschende der Universität Bonn im Deutschuntericht – Der Dialektatlas Mittleres Westdeutschland

Bestimmt habt ihr an Karneval oder in anderen Kontexten schon einmal Sprüche wie „et kütt wie et kütt” gehört oder auf der Straße an einer Haltestelle eine Bank mit der Aufschrift „För üch do” gelesen. Zwar tauchen solche Beispiele bei einigen vielleicht täglich auf, entweder Zuhause oder draußen, aber man denkt sich nichts dabei. Jedoch haben wir im Deutschunterricht (EF DG3 bei Frau Junker) im Kontext des Themas „Sprache und Sprachentwicklung” die Chance bekommen, zu erfahren, was es mit Dialekten auf sich hat.
Hierfür haben wir von, Experten der Universität Bonn, Lisa Glaremin und Tim Krokowski, Besuch bekommen, die zu Dialekten und ihrer Entwicklung Forschung betreiben und das Ziel verfolgen, einen Dialektatlas zu erstellen.

Wir haben dabei sehr viel erfahren, wovon vieles auch über den schulischen Rahmen hinaus von Bedeutung ist. Davon möchte ich euch im Folgenden berichten.

Hauptsächlich geht es in dem Projekt darum, zu erfassen, wie Sprache im Dialekt aussieht und wie sich Sprache in verschiedenen Regionen im Dialekt unterscheidet. Daher interviewen die Forschenden der Universität Bonn viele Menschen. Der Großteil der Personen, die aktiv im Dialekt kommunizieren, ist häufig sehr alt, sodass es umso bedeutungsvoller ist, den Dialekt in Form von Tonaufnahmen zu konservieren, bevor dieser in der Form „ausstirbt”. Dabei werden beispielsweise Bilder gezeigt, die im Dialekt gesagt werden sollen oder es wird dazu aufgefordert, einen Satz zu übersetzen. Das alles wird aufgenommen und archiviert, woraus dann eine Dialektkarte des mittleren Westdeutschlands (kurz: DMW) erstellt wird. Das ist eine sehr zeitaufwändige Arbeit –  sowohl für die Fragenden als auch für die Antwortenden. Damit ein umfassendes Bild des jeweils regional typischen Dialekts entsteht, dauert das Interview nämlich ganze 3 (!) Stunden.

Das alles hat natürlich zur Folge, dass man einiges feststellen kann. Was auch neu und interessant für mich war und durch Dialektforschung (allerdings schon lange vor dem DMW), ist die sogenannte Benrather Linie. Sie heißt seit 1877 so, da aufgefallen ist, dass sie das „k” vom „ch” trennt. Oberhalb dieser Linie werden Wörter im Dialekt mit „k” unterhalb der Linie mit dem „ch” ausgesprochen, wie zum Beispiel bei „ick” und „ich”.

Letztlich sind wir zu dem Fazit gekommen, dass Sprache einen wichtigen Teil von Kultur und Identität ausmacht. Um also der Nachwelt einen Einblick in die vergangene Kultur zu gewähren, muss man auch einen Einblick in die Sprache ermöglichen – und zwar nicht nur das geschriebene, sondern auch das gesprochene Wort. Um die Kultur zu erhalten muss man auch die Sprache erhalten.

Wenn ihr Personen kennt, die auch Dialekt sprechen und sich im Dialektatlas verewigen und damit die Forschung weiterbringen möchten, wendet euch doch an Lisa Glaremin (glaremin@uni-bonn.de) oder Tim Krokowski (krokowski@uni-bonn.de). Wichtig ist nur, dass die Personen ortsfest sind, also in ihrem Leben nie in eine andere Stadt gezogen sind, damit wirklich nur die Einflüsse der jeweilien Region abgebildet werden (das ist heutzutage natürlich ganz schön selten).

Ihr möchtet mehr über das Projekt erfahren? Dann schaut hier:
https://www.dmw-projekt.de/

und hier:
https://www.germanistik.uni-bonn.de/institut/abteilungen/germanistische-linguistik/abteilung/personal/wich-reif_claudia/projekte-und-arbeitsstelle/DMW/standortinformationen-1

Ein Artikel von Issmaeel Akram, EF