Wie nachhaltig sind wir am HHG?

Die Weltverbesserer – der Projektkurs „Nachhaltigkeit“ – in der Q1 hatten es sich zur Aufgabe gemacht, das HHG auf seine Nachhaltigkeit – vor allem Klimafreundlichkeit –  zu untersuchen und aufzuzeigen, wo wir besser werden müssen. Hier sind die Ergebnisse aus der Berechnung des CO2-Fußabdrucks, eines kritischen Schulrundgangs und die Folgerungen.Grundlage für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks und damit der Klimafreundlichkeit der Schule war in erster Linie der CO2-Rechner für Schulen von „Schools4Future“. Dies ist ein sehr hilfreiches Tool: eine Excel-Tabelle, die zum Beispiel die CO2-Emissionen in Kilogramm pro  Kilowattstunde Erdgas oder Strom, oder pro geflogenem Kilometer oder pro Zutat im Mensa-Essen bereits eingespeichert hat.

So mussten die Projektkursschüler „nur“ noch recherchieren, wieviel Erdgas und Strom die Schule im Jahr verbraucht, wieviele Kilometer die Schüler und Schülerinnen und Lehrer und Lehrerinnen im Jahr mit dem Auto, ÖPNV oder gar Flugzeug zurücklegen – auf ihrem Schulweg oder Schüleraustauschen oder Klassenfahrten. Desweiteren ging es um das Mensaessen und wieviel Kilogramm CO2-Emissionen an einem typischen Mensa-Tag durch die Produktion der Zutaten entstehen.
Für das Helmholtz Gymnasium liegen die Gesamtemissionen pro Jahr– bezogen auf das Jahr 2023 – nach diesen Berechnungen bei unglaublichen 703 Tonnen CO2!  Umgerechnet auf jeden einzelnen von uns am HHG sind das ca 703 Kilogramm CO2 pro Jahr! Ganz schön viel, oder?! Leider ist es uns nicht gelungen, Vergleichszahlen anderer Schulen in NRW oder des deutschen „Durchschnittsgymnasiums“ herauszufinden. Allerdings belegen die Zahlen der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen von 2023, dass die niedersächsischen Gymnasien und Gesamtschulen ähnliche Werte haben: Dort haben die 388 Schulen pro Jahr 300.000 Tonnen CO2 emittiert (durch Strom, Heizung, Transport und Schulessen), d.h. jede einzelne Schule in Niedersachsen emittiert  773 Tonnen – sogar 70 Tonnen mehr als das HHG.
Den größten Anteil (45%) an den CO2-Emissionen hat am HHG die Heizung. Im Jahr kommen durch die Verfeuerung von Erdgas rund 316 Tonnen CO2 zusammen. Nun wird daran gearbeitet, dass das HHG  bald nicht mehr mit Erdgas, sondern Fernwärme geheizt wird, was die heizungsbedingten CO2-Emissionen reduzieren wird. Doch es wird noch bis mindestens 2026 dauern, bis der Wechsel vollzogen ist, so die Aussage des Energiemanagements der Stadt Bonn.
Mit 129 Tonnen CO2 im Jahr deutlich geringer ist der zweitgrößte CO2-Emittent der Schule: der Stromverbrauch (18%). Zwar bezieht das HHG, wie alle städtischen Gebäude, seit 10 Jahren „Ökostrom mit Gold-Label“, so Rolf Schütz vom Energiemanagement der Stadt. Das klingt ja gut. Aber wie die Autoren des CO2-Rechners von Schools4Future in einer Stellungnahme erklären, „hat der Bezug von Ökostromprodukten keine direkten Auswirkungen auf klimarelevante Emissionen. Dementsprechend verrechnen wir den Bezug von Ökostromprodukten genauso wie Normalstrom.“ Die Begründung: Ökostrom kommt meist aus skandinavischen Wasserkraftwerken, ohne dass dafür neue Anlagen für Ökostrom in Deutschland gebaut wurden. Bei manchen Ökostromanbietern handelt es sich um Greenwashing: durch die Umetikettierung von konventionellem Strom mit gekauften Herkunftsnachweisen von Ökostrom (ohne den dazugehörigen Strom). Wir hoffen mal, dass der Ökostrom, den die Stadt Bonn bezieht, wirklich grün ist. Klar, noch viel besser wäre es, wenn wir auf einem Dach der Schulgebäude unseren eigenen grünen Strom produzieren könnten. Auf Nachfrage versprach  Frau Esseling (Projektleitung PV bei der Stadt Bonn), dass bis Sommer 2025 eine Untersuchung der Dächer des Helmholtz-Gymnasiums auf die Eignung für Photovoltaikanlagen gemacht werde. Sofern eines der Dächer als geeignet eingestuft werde, sei die Stadt verpflichtet, dort „PV draufzupacken“. Hoffen wir mal, dass es so kommt!

Eine repräsentative Umfrage unter den Lehrkräften und Schüler/innen sowie Berechnungen zu Klassen-/Austauschfahrten ergab: Der drittgrößte CO2-Emittent des HHG ist der Transport : Schulwege von Schüler/innen, Lehrer/innen, Schüleraustausch- und Klassenfahrten emittieren zusammengenommen 156 Tonnen CO2 pro Jahr. Und das, obwohl weit über die Hälfte der Schüler/innen und Lehrkräfte mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule kommt. Ein Lob an alle Fußgänger und Fahrradfahrer.

Wie sehr Flugreisen die Bilanz verderben, sieht man deutlich bei den Schüleraustauschen: Der Austausch mit China und Spanien sowie die Romfahrt verursachen zusammengenommen rund 57 Tonnen CO2 im Jahr ! – Für manche Schulen, zum Beispiel das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Pulheim, sind die extrem hohen CO2-Emissionen durch Flüge sogar ein Grund, Flugreisen komplett zu verbieten (so steht es dort im Fahrtenkonzept).

Nun zum Beitrag der Mensa zum CO2-Fußabdruck: 98 Tonnen CO2 im Jahr (oder 14%). Hier liegen die hohen Emissionen – wie man deutlich sieht – vor allem an den Fleisch-Portionen. Bei Nudeln mit Tomatensauce oder vegetarischem Kartoffel“gulasch“ betragen die CO2-Emissionen gerade mal ca. 200 Gramm pro Portion – bei echtem Rindergulasch dagegen über 8mal so viel: 1600 Gramm CO2. Wenn das nicht ein Grund für mindestens zwei „Veggie-Days“ pro Woche ist! Der Zukunftsrat und Projektkurs Weltverbesserer träumt auch von einem nachhaltigen Kiosk mit gesunden, vegetarischen Snacks anstelle von Schnitzelbrötchen !  Die Hoffnung der Weltverbesserer ist, dass sich – wie am Beethoven-Gymnasium – viele engagierte Eltern finden, die einen solchen Kiosk leiten wollen. Denn weder die Schüler/innen noch Lehrkräfte haben dafür zeitliche Kapazitäten.

Beim Rundgang durch die Schule an einem Donnerstagnachmittag vor einem langen Wochenende fiel den Weltverbesserern auf: Rund 80% der Smartboards waren nicht komplett ausgeschaltet, sondern liefen noch auf Stand-by, etliche Heizungen waren auf 5 hochgedreht –unnötige Strom-/Gas-Verschwendung und CO2-Emissionen. Aus diesem Grund werden Zukunftsrat und Projektkurs in der nächsten Heizsaison eine Sticker-Aktion und Kampagne starten: „3 ist fein – 5 muss nicht sein“ an möglichst allen Heizungen wird Schüler/innen ans Energiesparen erinnern. „Schalts auch hinten aus!“ an allen Smartboards soll alle Lehrkräfte erinnern, Smartboards nicht im Stand-By-Modus zu lassen. Auch einen „Dicker-Pulli-Tag“ als Winter-Tradition will der Zukunftsrat zusammen mit der SV einführen, um die Schulgemeinschaft fürs Energiesparen zu sensibilisieren.

Doch neben Heizung, Stromverbrauch, Verkehr und Ernährung ist auch unsere Entsorgung von  Müll zu betrachten. Wird Müll unsortiert entsorgt und der energetischen Verwertung in Müllverbrennungsanlagen zugeführt, belastet dies die Treibhausbilanz, und zwar durch die Kunststoff-Verpackungen. Das Recycling gebrauchter Verpackungen durch die dualen Systeme dagegen stellt eine Entlastung des Treibhauspotentials dar. Daher ist die konsequente Mülltrennung ein weiteres aktuelles Projekt des Zukunftsrates/Projektkurses. In vielen Klassenräumen steht nur ein Mülleimer und daher ist konsequente Mülltrennung derzeit unmöglich. Die Verbraucherzentrale Bonn und evtl. auch Bonn Orange wollen uns unterstützen, damit künftig mindestens der Plastikmüll – möglichst auch Papiermüll – vom Restmüll getrennt und dem Recycling zugeführt werden kann.

Insgesamt haben die Berechnungen und der Schulrundgang gezeigt: Das HHG hat als städtische Schule sicherlich weniger Transport-Emissionen als eine ländliche Schule  mit vielen Bus-/Auto-Pendlern. Doch gibt es offensichtliche Verbesserungspotentiale bei der Heizung, der Schulverpflegung, Müllentsorgung und beim Strom (Stichwort: PV-Anlage!).

Zukunftsrat und Projektkurs Weltverbesserer sind dankbar für jeden und jede (Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern!), der/die sich mit Rat und Tat engagieren möchte!

Kontakt: susanne.rose@hhg-bonn.de , maren.bohlen@hhg-bonn.de

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