Mehrere Jugendliche durften selbst Passagen lesen oder sogar ”Entführungen des Autors“ planen – eine Aktion, die für viele Lacher sorgte und Hadlers humorvolle Art verdeutlichte. Schnell hörte man begeisterte Stimmen wie: „Ich lese sein Buch auf jeden Fall!“ Dabei gab er der Schülerschaft einen spannenden Einblick in die Welt seines Romans. „Seven Ways to Tell a Lie“ erzählt die Geschichte eines Vorfalls, bei dem angeblich ein Junge seine Mitschülerin geküsst haben soll – doch was wirklich passiert ist, bleibt unklar. Sieben Jugendliche schildern nacheinander ihre Version der Ereignisse, jede geprägt von eigenen Gefühlen, Unsicherheiten und Interessen. Dadurch entsteht ein Geflecht aus widersprüchlichen Aussagen, kleinen Lügen, Halbwahrheiten und überraschenden Enthüllungen. Hadler zeigte anhand seiner Lesepassagen, wie spannend es sein kann, wenn eine Geschichte aus mehreren Blickwinkeln erzählt wird – und wie schnell sich „Wahrheit“ verändern kann, je nachdem, wer sie erzählt.
Dabei bot er neben der klassischen Lesung Einblicke in sein Leben und Arbeiten als Autor, berichtete von der Entstehung seiner Bücher, der Entwicklung von Covern, Inspirationen aus dem Alltag und ungewöhnlichen Reiseerlebnissen – einschließlich einer Episode mit Bettwanzen. Bei „Drei Geheimnisse und eine Wahrheit“ hörte der ganze Jahrgang gebannt zu. Besonders spannend waren die KI-generierten Fotos, bei denen die Schülerschaft erraten musste, welche Bilder echt und welche Fake waren. Auch ChatGPT fand Erwähnung, als Hadler erklärte, wie neue Technologien das Schreiben unterstützen können – ohne die echte Kreativität zu ersetzen. Mit einer großen Portion Humor, Selbstironie und seiner offenen Art gewann Colin Hadler das Publikum mühelos. Viele Schülerinnen und Schüler stellten im Anschluss noch Fragen und wollten Selfies mit ihm machen, was er geduldig und gut gelaunt zuließ.
Eine Lesung, die Spaß machte, zum Nachdenken anregte und vor allem Lust aufs Lesen weckte!
Weiter ging die Lesereise für die fünften Klassen des HHG:
„Kannawoniwasein“ – mit diesem lautmalerischen Begriff ist die erfolgreiche Jugendbuchreihe des Autors Martin Muser benannt. Und tatsächlich dachten sich viele der knapp 150 Fünftklässler vermutlich: „(Das) kann ja wohl nicht wahr sein!“ Die Geschichte des zehnjährigen Finn, der ganz alleine eine Zugfahrt von Berlin nach Neustrelitz antritt, ist nämlich so turbulent und verrückt, dass man es kaum glauben kann: Schon vor Oranienburg klaut ein komischer Typ seinen Rucksack, bevor Finn vom Schaffner mitten im Nirgendwo aus dem Zug geschmissen und schließlich der Polizei übergeben wird. Doch es gelingt ihm, gemeinsam mit seiner neuen Bekanntschaft Jola, die selbst beim Verstecken in einer ekligen Mülltonne cool bleibt, vor der Polizei zu fliehen. Jola schafft es sogar, einen alten Traktor kurzzuschließen, sodass sich die beiden mit diesem holprigen Gefährt auf die abenteuerliche Rückfahrt nach Berlin machen können.
Mit einem sehr lebendigen, sympathischen Vortrag und viel Interaktion gelang es dem Autor, die junge Zuhörerschaft zu fesseln und immer wieder geschickt in die Lesung miteinzubeziehen. Gegen Ende hatten die Kinder dann die Möglichkeit, den Schriftsteller mit ihren zahlreichen Fragen zu löchern, bevor sie – mit Autogrammkarten ausgestattet – zufrieden die Aula verließen.
Am 11.11. durften außerdem alle sechsten Klassen eine weitere besondere Autorenlesung erleben: Die Autorin Nicole Röndigs las im Kulturzentrum Hardtberg aus ihrem Roman „Battle of Schools“ – dankenswerterweise organisiert von unserem ehemaligen und sehr geschätzten Kollegen Dr. Carl Körner. In ihrem Buch geht es um einen spannenden Schulwettbewerb, bei dem sich zwei rivalisierende Schulen in unterschiedlichsten Disziplinen messen. Freundschaft, Teamgeist und kreative Herausforderungen stehen dabei im Mittelpunkt, während die Jugendlichen versuchen, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten.
Mit ihrer lebendigen und ausdrucksstarken Lesart gelang es Nicole Röndigs sofort, die Aufmerksamkeit des gesamten Jahrgangs zu fesseln. Die Kinder verfolgten die Geschichte in gespannter Stille und waren sichtlich begeistert. Abwechslungsreich band die Autorin ihr Publikum ein: Immer wieder stellte sie Zwischenfragen, erklärte schwierige Wörter und sorgte so dafür, dass niemand den Faden verlor. Ein besonderes Highlight waren zwei Quizrunden mit echten Buzzern zu inhaltlichen Fragen des Romans sowie Fragen rund um den Beruf einer Schriftstellerin. Aus jeder Klasse trat ein Kind an, lautstark angefeuert von den Mitschülerinnen und Mitschülern. Die anspruchsvolle Rolle des Schiedsrichters übernahm dabei souverän Dr. Krüger.
Am Ende der Veranstaltung beantwortete auch Frau Röndigs geduldig die vielen Fragen. Die Autogrammkarten der Autorin waren blitzschnell vergriffen, so groß war der Andrang. Eine rundum gelungene Lesung, die der sechsten Jahrgangsstufe viel Freude bereitete und für einen inspirierenden Ausflug aus dem Schulalltag sorgte, bevor es wieder zurück zum Unterricht ging.
Auch dieses Jahr zeigten alle drei Lesungen wieder einmal eindrucksvoll, wie lebendig und begeisternd Literatur für junge Menschen sein kann.
Judith Bloß und Karolin von Leoprechting




